Ein Reisebericht von Familie Thoß aus Weischlitz
Endlich Urlaub! Wie Musik klangen diese Worte in unseren Ohren. Ein paar Tage fern von Schreibtisch und Computer und unerreichbar für die ansonsten stets hoch geschätzte Kundschaft! Schon die Vorfreude auf die kostbarsten Tage des Jahres machte uns zufrieden bis glücklich. Damit nachher alles so wurde, wie man es sich vorher ausgemalt hatte, bedurfte es natürlich einer gewissenhaften Vorbereitung. Diese verantwortungsvolle Aufgabe war selbstverständlich „Chefsache“ und wurde aus diesem Grund von meinem Mann bereits seit Jahren hingebungsvoll erledigt. Er kümmerte sich um alles, sodass ich mich am Tag vor der Abreise nur noch mit dem leidigen Kofferpacken herumschlagen musste. Das allein war schon nervig genug! In diesem Jahr durfte ich mich sogar auf zwei Reiseziele freuen. Zuerst ging's auf die Sonneninsel Fehmarn, die wir bereits während einiger Besuche in den vergangenen Jahren kennen und lieben gelernt haben. Unsere Kinder hatten uns – dies wohl wissend – mit einem entsprechenden Gutschein bedacht. Nach vier wunderschönen Tagen bei bestem Wetter fuhren wir weiter zur zweiten Station, in das Hotel Heidejäger bei Rotenburg an der Wümme, dass der stets nach neuen Zielen Ausschau haltende Reiseleiter meines Vertrauens bei Kurzurlaub.de entdeckt hatte. Auch hierfür stand ein Gutschein (für meinen veröffentlichten Reisebericht unserer letzten Auszeit) zur Verfügung, für den ich mich an dieser Stelle bei Kurzurlaub.de noch einmal herzlich bedanken möchte. Ich hatte bisher weder von diesem Rotenburg noch von der Wümme gehört, geschweige denn vom besagten Hotel, das muss ich zugeben, aber die Präsentation des Hauses im Internet sah durchaus einladend aus. Wir waren schon sehr gespannt, was uns erwarten würde.
Das Navi meldete Vollzug, kaum dass wir die Autobahn verlassen hatten und auf die B71 in Richtung Rotenburg eingebogen waren. Etwas irritiert fanden wir uns vor einer Autowerkstatt des ADAC direkt an der Bundesstraße wieder. Auf Nachfrage im angrenzenden Hotel schickte man uns nur hundert Meter weiter zum Ziel unserer Reise. Uns gefiel, was
wir sahen: Ein rotes Backsteinhaus im Schatten schöner, alter Bäume. Die freundliche Dame am Empfang erbot sich, uns zu unserem Zimmer für die kommenden Tage zu begleiten. Es läge in einem Nebengebäude, erklärte sie uns. Wir folgten ihr voller Zuversicht und ich dachte beim Anblick des rechterhand zu sehenden Flachbaus mit zwei großen
Garagentoren an der Giebelseite noch amüsiert, dass wir wahrscheinlich in dieser Baracke landen würden! Schon kurze Zeit später war mir das Lachen vergangen, denn unser Zimmer befand sich tatsächlich im fraglichen Gebäude. Zwar war der Wohnraum ordentlich möbliert und sauber, das Bad ganz neu und ohne Beanstandung, aber wohlfühlen würde ich mich hier trotzdem nicht. Das stand schon in dem Moment fest, als ich das uns zugedachte Domizil betrat. Der Blick aus unserem Fenster auf einen schmucklosen Hinterhof ohne Grün und ohne Charme war nach dem Hotelzimmer mit freiem Blick auf die Ostsee, das wir auf Fehmarn bewohnt hatten, ein ganz schöner Kulturschock für uns. Daran konnte auch der wohlklingende Name des heilenden Kräutleins, das unser Zimmer kennzeichnete, nicht das Geringste ändern. Der "Heidejäger" präsentierte sich als Kräuterhotel. Davon zeugte auch und besonders die Küche. Die durchweg wohlschmeckenden Gerichte wurden unter Zuhilfenahme verschiedenster Kräuter zubereitet. Mein Mann versuchte zunächst, die Sache schön zu reden, aber ich kenne ihn gut genug, um zu merken, dass auch er alles andere als erbaut von unserer Unterkunft war. Nachdem ich unsere Sachen wenig begeistert in den dafür vorgesehenen Schrank geräumt hatte, unternahmen wir erst mal einen Ausflug nach Buxtehude, wo wir einen sehr schönen Nachmittag bei einem Stadtbummel mit Kaffeepause verbrachten. Das Abendessen im Hotel wollte uns beiden nicht so richtig schmecken, obwohl wir sehr freundlich und zuvorkommend bedient worden sind, denn wir hatten überhaupt keine Lust, in unser ungeliebtes Zimmer zurückzukehren. Unsere Nachbarn in der Baracke waren offenbar hauptsächlich Trucker, die am folgenden Morgen schon sehr früh aufbrechen mussten um ihre Tour fortzusetzen.
Nach einer unruhigen Nacht wurden wir sehr zeitig geweckt und durften an allen Geräuschen teilhaben, die deren früher Aufbruch mit sich brachte. Als – wie wir später erfuhren – die Müllabfuhr über den Hof fuhr, hatten wir sogar den Eindruck, der LKW würde gleich quer durch unser Zimmer fahren. Ich war erleichtert, als mein Mann noch vor dem Frühstück
verkündete, diesen – in unseren Augen – ungastlichen Ort zu verlassen und uns für die restlichen Tage eine andere Bleibe zu suchen. Es liegt uns eben nicht, uns zu beklagen und Beschwerde zu führen. Wenn es uns irgendwo nicht gefällt, gehen wir lieber. Nach dem Frühstück, an dem es übrigens nicht das Geringste auszusetzen gab, packten wir unsere Siebensachen wieder ein und verstauten alles im Wagen, wo auch ich warten sollte, bis mein lieber Mann alles geklärt hatte. Ich wartete eine ganze Weile. Er kam schließlich mit der Nachricht zurück, dass das mit der vorzeitigen Abreise so einfach nicht wäre und wir trotzdem den vollen Paketpreis zahlen müssten, wenn wir abführen. Ich hatte es befürchtet. Aber - und das war die gute Nachricht – der Chef des Hauses war bereit, nachzubessern und uns ein anderes Zimmer zu geben. Den Schlüssel dafür hielt mein Mann bereits in den Händen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und – wenn auch vorerst voller Vorbehalte – das neue Zimmer in Augenschein zu nehmen. Das tat ich und war mehr als angenehm überrascht. Das Kleeblatt an unserer Tür war offenbar ein gutes Omen, denn das neue Zimmer in der ersten Etage des Hauptgebäudes war hell und freundlich. Auch hier das Badezimmer neu und ohne Fehl und Tadel. Aus den beiden Fenstern sah man hinunter auf einen wunderschön gestalteten Garten mit Pavillon, Gartenteich mit Goldfischen und einer kleinen Brücke, auf Blumen und gepflegtes Grün. Hier ließ es sich aushalten, hier wollten wir gerne bleiben! Als Wiedergutmachung für die kleinen Anfangsschwierigkeiten erhielten wir obendrein eine gute Flasche Wein, die wir noch am gleichen Abend genossen haben. Wir waren versöhnt und vollkommen zufrieden mit der Lösung des Problems.
Der Teil des Hotels, den wir nun kennenlernen durften, erfüllte jedenfalls alle unsere Erwartungen. Wir wollen keineswegs den Eindruck vermitteln, das Hotel Heidejäger sei nicht zu empfehlen. Im Gegenteil! Nachdem sich alle Unstimmigkeiten in Wohlgefallen aufgelöst hatten, machten wir uns frohgemut auf den Weg zu unserem nächsten Ausflugsziel – ins etwa
90 km entfernte Bremerhaven. Dort wollten wir den Zoo am Meer besichtigen, den wir vor Jahren noch als große Baustelle erlebt hatten. Mittlerweile war alles fertig und wie wir finden, ausgesprochen gut gelungen. Eisbär, Affen, Pinguine, Robben & Co. haben's wirklich schön! Wenn auch in Gefangenschaft, so leben alle samt in weitläufigen
und naturnahen Gehegen, die ihnen genügend Auslauf bieten. Keine hässlichen Gitterstäbe, sondern dicke Glasscheiben boten dem Besucher viel Gelegenheit, die Tiere über und auch unter Wasser zu beobachten. Und das alles auf einer relativ kleinen Gesamtfläche. Obendrein boten die Terrassen, die über einige Stufen zu erreichen waren, einen herrlichen Blick in alle Richtungen. Ein wirklich lohnendes Ausflugsziel für alle, die Zoos und Tiergärten lieben! Nach einer guten Tasse Kaffee mussten wir nur ein paar Schritte über den Parkplatz gehen, um das Ausflugsschiff für die "Große Pötte Tour" zu erreichen. Es brachte uns durch die moderne Schleuse aus dem kleinen Hafenbecken auf einer Rundfahrt in den Güterhafen, wo mehr als ein Dutzend mächtige Containerschiffe vor Anker lagen. Während wir gemächlich vorüber schipperten, konnten wir die riesigen Hafenkräne beim Be- und Entladen der Container beobachten und erhielten obendrein interessante Informationen zu den einzelnen Schiffen über Lautsprecher. Wir lieben den Norden, Häfen üben auf uns immer eine magische Anziehung aus. Ganz sicher nicht nur auf uns! Zufrieden mit den Erlebnissen des Tages kehrten wir am Abend nach Rotenburg in den "Heidejäger" zurück. Kurz vor dem Ziel machte plötzlich unser Wagen mit einem störenden Piepsignal und blinkenden roten Lämpchen nebst einem drohend aufleuchtenden "Stop!" darauf aufmerksam, dass irgend etwas nicht stimmte. Nur kurz zwar, dann tat er weiter seinen Dienst, aber eben störend. Dabei war er gerade erst erfolgreich durch den TÜV gekommen! Wir beschlossen, uns die Tatsache, dass in unmittelbarer Nähe eine ADAC-Werkstatt ansässig war, zunutze zu machen und den Wagen am
folgenden Morgen – Samstag – dort vorzustellen. Was man uns nach Begutachtung des Corpus delicti mitteilte, war wenig erfreulich. Weiterfahren konnten wir nicht. Ein defekter Bremssattel, infolgedessen ständiger Verlust von Bremsflüssigkeit, verhinderte das. Unsere Ausflugsplanung schien plötzlich hinfällig zu sein, denn eine Reparatur würde mangels erforderlicher Ersatzteile nicht vor Montag oder Dienstag stattfinden können. Wie gut, dass man als ADAC-Plus-Mitglied einfach und unkompliziert einen Ersatzwagen nutzen kann, wenn der eigene ausfällt. Unser Urlaub war gerettet und unserem Abstecher nach Soltau stand nach Regelung einiger weniger Formalitäten nichts mehr im Wege. Mit Soltau verbindet man natürlich zuerst den berühmten Heidepark. Mich zog es allerdings viel mehr in das dort ebenfalls ansässige Designer Outlet, das wohl die Herzen aller Frauen höher schlagen lässt. Während ich unermüdlich von Laden zu Laden zog, ließ sich mein geplagter Mann schon bald auf einer der Bänke nieder, beschränkte sich darauf, das bunte Treiben zu beobachten und geduldig auf meine Rückkehr zu warten. Dass er mit einem T-Shirt von Tom Tailor belohnt wurde, löste bei ihm bei weitem nicht so viel Begeisterung aus wie der Besuch einer Forstmesse, die auf dem Gelände des Heideparks stattfand und die wir im Anschluss ansteuerten. Hier war ich diejenige, die auf einer Bank die Rückkehr des Gatten erwartete.
Nach einem schmackhaften Abendessen im Hotel starteten wir zu einem weiteren Höhepunkt auf dem Urlaubsplan meines persönlichen Reiseleiters. Nach einer runden Stunde Fahrt trafen wir in Hamburg ein. Unser ADAC-Club-Mobil stellten wir in einem Parkhaus am Hafen ab. Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Wir mussten uns ranhalten, denn wir wollten die
Ausfahrt der "AIDA mar" auf keinen Fall verpassen. Der Hamburger Hafen ist ohne Zweifel einer der schönsten in Deutschland. Auf den Landungsbrücken pulsiert das Leben zu jeder Tageszeit. Überall Lichter, Menschen und Musik. Abends geht's erst richtig los. Von der gegenüberliegenden Hafenseite grüßt der "König der Löwen". Etwas weiter hinten kann man die
Nachtschicht der HAPAG LLOYD beim Schweißen beobachten. Wir mittendrin und auf dem Weg zu dem stolzen Schiff, das erst in diesem Jahr in eben diesem Hafen festlich getauft wurde. Nachdem wir selbst schon einmal auf einem der AIDA-Schiffe Urlaub machen und unvergessliche Tage erleben durften, empfanden wir beim Anblick der AIDA mar Glück und Wehmut zugleich. Am liebsten wären auch wir sofort wieder mitgefahren! Dabei war es gar nicht so leicht, einen Blick auf das herrliche Schiff zu erhaschen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren lückenlos, man kam als Nicht-Passagier kaum an das Objekt der Begierde heran. Hinter einem etwa vier Meter hohen Metallzaun gelang es uns trotzdem, zu den hell beleuchteten Decks aufzuschauen und das "Wunder -Kreuzfahrtschiff" für eine Weile zu bestaunen. Als das Horn zum Auslaufen ertönte, sich der riesige "Kahn" allmählich in Bewegung setzte und das Lied "Sail away, sail away, sail away ..." von oben erklang, das jedes Mal beim Auslaufen aus dem Hafen gespielt wird, liefen uns Schauer über den Rücken und mir – zugegeben – auch die eine oder andere Träne über das Gesicht. Irgendwann wollen auch wir wieder einmal von oben herab schauen, statt sehnsuchtsvoll hinauf – das haben wir uns vorgenommen. Gegen Mitternacht waren wir zurück. Die lange Anfahrt hatte sich gelohnt, dieser Ansicht waren wir beide.
Der Sonntag – eigentlich der letzte volle Tag unserer Urlaubsreise. Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen! Nach dem Frühstück Aufbruch nach Bremen, denn auch dort waren wir bisher noch nicht gewesen. Die Fahrt nicht zu lang – ca. 50 km - in der Stadt kaum Verkehr. Auch ohne Navi, über das unser Leihwagen leider nicht verfügte,
leicht zu bewältigen. Ganz gemütlich wollten wir es angehen lassen. Für eine Weile in einem der vielen Biergärten an der Weser sitzen, die Sonne im Gesicht, einen alkoholfreien Cocktail im Glas. Danach gemächlich am Ufer der Weser entlang schlendern zur Anlegestelle der Rundfahrtschiffe. Natürlich auch wieder eine Hafenrundfahrt – ohne die ging es nicht.
Danach eine kleine Runde durch die Altstadt spazieren. Völlig ungefährlich für meinen Mann, denn die Geschäfte waren – Gott sei Dank – sonntags geschlossen. Nur eine Bonbonmanufaktur hatte geöffnet. Wir beobachteten die Herstellung der süßen Nascherei und kauften ein großes Glas des bunten Zuckerwerks. Und dann mussten – oder durften? –
wir unseren Aufenthalt im Hotel "Heidejäger" um einen weiteren Tag verlängern. Unser Wagen würde erst am Dienstag fertigwerden. Wenn man so will, dann war es höhere Gewalt, dass wir am Montag noch einmal nach Schneverdingen fahren konnten, um den dortigen Heidegarten zu besichtigen. Stundenlang haben wir dort auf einer Bank im Schatten gesessen,
um abwechselnd den Blick auf die geschmackvoll gestalteten Arrangements verschiedener Heidearten zu genießen und dann wieder für eine Weile im mitgebrachten Roman zu lesen. Einfach einmal gar nichts tun war in so angenehmer Umgebung besonders erholsam! Zu guter Letzt wollten wir es uns nicht nehmen lassen, auch der Stadt Rotenburg einen Besuch abzustatten. Nur soviel: es hatte sich gelohnt! Eine schöne Stadt. Viel Grün, gemütliche Gassen, kleine Geschäfte, nette Cafés mit Tischen und Stühlen im Freien. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit, kann man sich überall für eine Weile niederlassen und einfach nur genießen! Wir hatten schönes Wetter und haben jede Minute unseres Urlaubs genossen. Als wir am Dienstag Vormittag vom "Heidejäger" Abschied nahmen, taten wir das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir wären gerne noch eine Weile geblieben. Und das war bei unserer Ankunft beim besten Willen noch nicht abzusehen gewesen!