Ein Reisebericht von Peter Hilbert aus Pirna
Eigentlich kennen wir als aktive Läufer Burg im Spreewald bisher nur vom Spreewald-Marathon, zu dem wir fast jährlich fahren. Warum nicht mal im Herbst den Kurort etwas näher erkunden? Das haben wir uns gesagt und über Kurzurlaub.de ein Drei-Tage-Angebot im Landhotel Burg gebucht. Selbst im mitunter grauen November lohnt sich die Fahrt, schon allein wegen des Hotels. Das Zimmer ist hübsch eingerichtet. Schon vom kleinen Balkon hat man einen kleinen Überblick über die Umgebung. Und die erkunden wir gleich laufend per pedes. Eine schöne Möglichkeit, um diesen Teil des Spreewalds kennen zu lernen.
Bereits unser erster Schwenk auf der Runde erinnert an die Geschichte der Gegend. Wir laufen auf der Wendenkönigstraße. Denn im Spreewald leben noch heute die slawischen Völker der Wenden und Sorben. Der Wendenkönig – „serbski kral“ – isst eine der schillerndsten Sagengestalten des Spreewalds. Für seine Feinde war er ein Räuber und Plünderer, sein slawisches Volk liebte ihn jedoch als edlen Herrscher.
Möglicherweise ist der polnische Herzog und König Boleslaw Chroby Vorbild für den serbsky kral. Er hatte nach dem Jahr 1000 sein Herrschaftszentrum westlich von Oder und Neiße. Doch zurück zu unserer läuferischen Rundreise. Links und rechts erstreckt sich flaches Land soweit das Auge reicht. Dafür sorgte vor rund 20.000 Jahren die Weichseleiszeit, die diese faszinierenden Niederungen mit ihren Mooren und Sümpfen hinterließ. Kleine Flussläufe durchziehen die Felder und Wiesen – hier lässt auch die Spree grüßen. Denn unser Weg führt vorbei an den Ablegern des bekannten Flusses, der Neuen und der Kleinen Spree. An denen legen wir
erst einmal eine kleine Pause ein, genießen die Ruhe und die grüne Idylle, durch die sich diese Flüsschen schlängeln. Insgesamt gibt es rund um Burg 300 natürliche Wasserläufe, die meist von Schwarzerlen und Weiden gesäumt werden. Doch der Spreewald im wahrsten Sinne seiner Bedeutung mit dichtem Wald ist hier kaum zu sehen. Aus dem größten Teil dieser legendären Landschaft sind im Laufe der Jahrhunderte Wiesen, Felder und Siedlungen geworden. So sind nur noch 15 Prozent der 3.500 Hektar großen Gebietes bewaldet. Allerdings wird im heutigen UNESCO-Biosphärenreservat stark darauf geachtet, dass diese unverwechselbare Landschaft erhalten bleibt.
Wir laufen weiter. Ab und zu kommen wir an Gehöften vorbei, mitunter noch ganz bäuerlich mit Holzscheunen, andere wiederum frisch sanierte, zu Ferienwohnungen ausgebaute Häuser. Die typischen Dörfer gibt es hier kaum – schließlich ist Burg mit seinen vier Ortsteilen die flächenmäßig größte Streusiedlung Deutschlands. Mit netten Leuten, wie wir gleich erfahren. Denn eine ältere Frau, die gerade Laub auf eine Schubkarre schaufelt, lächelt, als mit Peter der männliche Teil unseres Läuferduos vorbei kommt. Als Ehefrau Karin folgt ruft sie lachend: „Ihr Mann ist einen Touch schneller unterwegs!“ Auf kahlen Feldern, deren Furchen sich schnurgerade in Richtung Horizont erstrecken, sprießt schon wieder zartes Grün hervor. Direkt daneben große Wiesen. Hier ist genügend Platz für Tiere. Mit gewagten Sprüngen setzt ein Rudel Rehe aus einem kleinen Wäldchen über einen kleinen Bach, erobert nur wenige Steinwürfe von uns entfernt die Wiese. Als unsere Läuferbeine nahen, begutachten sie uns erst, bevor sie mit beherzten Sprüngen das Weite suchen. Wir
biegen ab auf die Ringchaussee, die auch mit Kurortroute gekennzeichnet ist. Den Titel hat Burg 1998 bekommen. Den Status verdankt der Ort der aus 1.350 Metern gewonnen jodhaltigen Thermalsole, die in der Burger Spreewald-Therme vielfältig angewandt wird. Der nächste Schwenk auf den Weidenweg. Ein Schild weist zur nächsten Bootsstation, wo selbst im kühlen November noch Touren unter wärmender Decke mit Glühwein angeboten werden. Die andere Tafel weist in Richtung Handwerkskunst. Töpferei steht am historischen Bauerngehöft von Elke Piezonka. Vor einer Blockhausscheune mit Reetdach stehen Keramiktöpfe und Vasen in verschiedenen Farben. Hübsch anzusehen, was unter den geschickten Händen von
Spreewald-Handwerkern entstanden ist. Hier wollen wir noch einmal vorbeischauen – das nächste Mal aber mit etwas Platz im Kofferraum unseres Autos. An der Neuen Spree wird der Weg schmaler. Eine Pferdekoppel naht. Den Tieren ist offensichtlich etwas langweilig. Als Läuferin Karin die Hand ausstreckt, kommt ein schwarzes Pferd mit seinem Kopf ganz nahe. Doch leider haben wir nichts zum Knabbern mit. Noch zwei Kurven. Der Ring hat sich geschlossen. Nach acht Kilometern voller Erlebnisse sind wir im Landhotel zurück. Jetzt ist Zeit für Entspannung. Die Saunalandschaft mit beheiztem Außenpool bietet beste Gelegenheit dazu. Drei Stunden genießen wir den Wechsel von schweißtreibenden Aufgüssen und entspannender Ruhe im separatem Raum, in dem sogar ein Kamin knistert. Abends ist dann ein Vier-Gänge-Menü angesagt, das uns ein netter Kellner serviert. Was wollen wir mehr?
Auch der nächste Tag beginnt gleich gut. Typisch spreewäldisch begrüßt uns bereits das Frühstück mit einigen Leckereien aus der Region. Ein Abstecher ins zwar dörfliche, aber sehr einladende Herz von Burg folgt. Am Abend genießen wir mit Freunden aus Cottbus im Fisch-Restaurant des Hotels mit seinem leuchtenden Aquarium. Der weibliche Part unseres Urlaubsduos genießt Fisch, Ehemann Peter die Wendenkönigplatte mit Spreewaldgurken, -wurst und -käse. Ein überzeugender Eindruck vom Können der regionalen Spezialitätenhersteller. Unser Kurzurlaub – eine schöne Mischung von toller Landschaft, typischer Küche und Entspannung. Hierher kommen wir sicher wieder zurück. Nicht nur zum Spreewald-Marathon.